Geschichte
30 Jahre Städtepartnerschaft mit Dives-sur-Mer
Interessante Besichtigungen der näheren und weiteren Vergangenheit
Zum 30-Jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Dives-sur-Mer konnten wir Delegationen aus unseren Partnerstädten Dives-sur-Mer, Montebelluna und Mátészalka begrüßen.
Das durch die Stadt Oberkochen organisierte Festprogramm haben wir durch zwei Besichtigungen ergänzt, die Richard Burger geleitet hat.
Das erste Ziel war die Scheerer-Mühle. Mühlen sind eine der ältesten und wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Sie sind Zeitzeugen der Entdeckung, Muskelkraft durch die natürlichen Energien Wind und Wasser zu ersetzen.
Die Untere Mühle, die heutige Scheerer-Mühle, wird schon 1358 erwähnt. Sie war ein Erblehen, das zum Kloster Königsbronn gehörte. 1862 wurde sie von Caspar Scheerer erworben. 1877 ließ er die Mühle abreißen und die heutige Mühle erbauen.
In zwei Gruppen führten uns Herbert Soutschek und Hubert Schlosser durch das Denkmalgeschützte Anwesen mit Außenanlage, Mühle, Stallungen und Wirtschaftsgebäude.
Das durch den Schwarzen Kocher angetriebene 11 Tonnen schwere Wasserrad wurde nach einer umfangreichen Renovierung im Jahre 2007 wieder in Betrieb genommen.
Die Mühle ist weiträumig für das Dinkelmahlen bekannt geworden. Eine Besonderheit der Mühle ist es, dass die Müllerwohnung über dem Mahlgang liegt. Die Antriebsachsen und die Förder- und Fall-Rohre durchlaufen deshalb die Wohnung zu den darüber liegenden Müllereimaschinen. Ausführlich wurden die Funktionen dieser Maschinen erklärt. Am Ende des Produktionsablaufes konnte der Müller aus mehreren Mehlen ein backbares Mehl herstellen.
Stallungen und Wirtschaftsgebäude wurden 1893 erbaut. Das herrliche Kreuzgewölbe ist bis heute eine Besonderheit an Feudalismus.
Das Ziel der zweiten Besichtigung war der Archäopark Vogelherd im Lonetal. Vor 40.000 Jahren wanderte der anatomisch moderne Mensch, von Südosten dem Flusslauf der Donau folgend, in diese Landschaft ein.
In zwei Gruppen spazierten wir durch das weitläufige Gelände, vorbei am Platz der Kunst, am Grabungsfeld, am Platz des Feuers und dem Lager der Mammutjäger bis zum Platz der Begegnung, an dem wir unsere Urahnen trafen – vom Neandertaler bis zum Homo sapiens!
Die beiden Führer brachten uns deren Kunst näher: schon vor 100.000 Jahren wurden Schneckenschalen zu Schmuck umgearbeitet. Vor etwa 40.000 Jahren beginnt auf der Schwäbischen Alb etwas, was man den „kreativen Urknall“ nennen kann. Hier finden Forscher die ältesten figürlichen Kunstwerke, wie den berühmten Löwenmenschen, eine vollständig erhaltene Mammutfigur aus Elfenbein, formüberarbeitete Schmuckstücke wie Perlen und Anhänger aus Elfenbein, die ältesten Musikinstrumente – Flöten aus Vogelknochen und Elfenbein – und Hinweise auf religiöse Vorstellungen.
In einem Zelt erlebten wir, wie unsere Vorfahren mit Hilfe von Feuersteinen, Feuerbohrern, Zunder und trockenem Gras Feuer geschlagen haben. Feuer wärmte, schützte vor wilden Tieren und machte die Nahrung bekömmlicher. Man konnte grillen, räuchern, trocknen und kochen!
Der Höhepunkt war jedoch im wahrsten Sinne des Wortes die Vogelherdhöhle. Die Höhle liegt strategisch ideal auf einem Sporn etwa 20 Meter oberhalb der Lone. Sie verfügt über drei Eingänge und war über 100.000 Jahre lang ein begehrenswerter Platz für unsere Vorfahren. Ihre Bewohner hinterließen acht steinzeitliche Besiedlungsschichten, von denen die vier ältesten vom Neandertaler stammen.
Nach diesen beeindruckenden Erlebnissen im Archäopark Lonetal konnten wir uns bei einem gemütlichen Picknick wieder stärken¸ bevor wir die Heimreise nach Oberkochen antreten und am Stadtfestprogramm teilnehmen konnten.
Abends trafen sich die Vertreter der Partnerstädte und die Gastgeber vom Verein für Städtepartnerschaften Oberkochen beim Mühlenverein in der Scheune der Scheerer-Mühle zum Partnerschaftsabend. Aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft hieß Bürgermeister Peter Traub seinen Amtskollegen Pierre Mouraret aus Dives-sur-Mer willkommen. „Wir treffen uns hier als Freunde und wir wollen alles dafür tun, diese Partnerschaft weiter auszubauen“, erklärte Traub. Dies gelte auch für die Verbindungen mit den Städten Montebelluna und Mátészalka.
Mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal Lindenbrunnen und einem Festakt auf dem Eugen-Bolz-Platz feierte die Stadt Oberkochen am Sonntag drei Jahrzehnte Partnerschaft mit Dives-sur-Mer.